– Ich freue mich sehr, dass wir uns bereits zum zweiten Mal im Senat treffen und über Modernität in der Medizin sprechen können. Ich glaube fest daran, dass die präsentierten innovativen Lösungen auf vielen medizinischen Gebieten in die medizinische Praxis polnischer Einrichtungen des Gesundheitswesens umgesetzt werden, wie es mal mit laparoskopischen Eingriffen in der Chirurgie der Fall war – sagte der Marschall Stanisław Karczewski. Er bedankte sich bei Prof. Henryk Skarżyński für die gemeinsame Veranstaltung der Konferenz.
Das Hauptziel der Debatte bildete das Darbieten des wissenschaftlichen und klinischen Potenzials der jungen Wissenschaftler, deren Gesundheitsprojekte die größte Chance haben, die Prophylaxe messbar zu beeinflussen, und sich aus der Anwendung innovativer Technologien ergeben, was Prof. Henryk Skarżyński in seinem Brief an Rektoren aller medizinischen Hochschulen, Dekane medizinischer Fakultäten und Leiter medizinischer Forschungsinstitute betonte, in dem er um „Unterbreitung von Vorschlägen einer gewählten Technologie bzw. eines Programms und eines potentiellen Autors des Vortrags (bat), in dem diese bzw. dieses individuell bzw. im Namen eines Teams während der Konferenz präsentiert werden konnte“. Bezug nehmend auf den Brief, haben herausragende Wissenschaftler eine Liste innovativer Lösungen vorgeschlagen und Spezialisten genannt, deren Leistungen sie für bedeutend halten.
– Als Gastgeber kann ich nicht umhin, zu sagen, dass sehr viele Entscheidungen bezüglich des polnischen Gesundheitswesens politisch sind. An diesem Ort müssen wir oft den Entschluss fassen, für welchen Bereich des öffentlichen Lebens wir die Geldmittel bestimmen sollen – wie der Marschall Karczewski sagte, womit er die Debatte unter Beteiligung junger Wissenschaftler und Ärzte, Politiker und Journalisten eröffnete. Während der Konferenz im Senat wurde das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs vom Dr. habil. med. und Dipl.-Manager Piotr H. Skarżyński vertreten, der durch das Komitee für Klinische Wissenschaften der Polnischen Akademie der Wissenschaften angemeldet wurde und dessen Vortrag dem „Screening zur Früherkennung von Hörschäden bei Kindern auf vier Kontinenten“ gewidmet war. Anschließend finden Sie ein Fragment der Arbeit:
Die polnische Tradition der Früherkennung von Hörschäden in großen Populationen reicht fast 25 Jahre zurück. 1993 begannen Doz. Maria Góralówna und der damalige Landesspezialist für Audiologie, Prof. Henryk Skarżyński zum ersten Mal in Polen mit der Durchführung groß angelegter Reihenuntersuchungen der Bevölkerung zur Früherkennung von Hörstörungen bei Neugeborenen und Säuglingen. Durch die Umsetzung der Aufgabe, mit der sie vom Gesundheitsminister für die Jahre 1995-1998 beauftragt wurden, leisteten sie einen der enormsten Beiträge zum in Mailand unterzeichneten einschlägigen Europäischen Wissenschaftlichen Konsens. Aus der Initiative des Leiters des Institutes für Physiologie und Pathologie des Gehörs wurde das Screening zur Früherkennung von Hör-, Sprach- sowie (in Zusammenarbeit mit Experten für Augenheilkunde) Sehstörungen um die Wende zum 21. Jahrhundert gestartet. Es umfasste Millionen von Untersuchungen in verschiedener Form unter Einsatz des Internets in über 80 Ländern. In den Jahren 2008-2017 bezog das Screening 7-jährige Schulkinder in allen Dorfgemeinden und kleinen Städten Polens ein. Bei Zusammenarbeit mit Kommunalbehörden, wie z.B. in Warschau konnten sowohl 7- als auch 12-jährige untersucht werden. Seit vielen Jahren gehören die Kasse der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung [poln. Abk. KRUS] und der Beitragsfonds der Sozialversicherung der Landwirte zu den Hauptpartnern des Institutes. Dank der Zusammenarbeit wurde die gesamte Population von 7-jährigen der Untersuchung zur Früherkennung von Hörschäden einige Male in den genannten Regionen Polens unterzogen.
Seit 2010 engagiert sich der Verfasser des vorliegenden Vortrags für die breit aufgefasste internationale Zusammenarbeit. Dadurch konnte es während der polnischen Präsidentschaft im EU-Rat zur Unterzeichnung von zwei Europäischen Wissenschaftlichen Konsensen hinsichtlich der Früherkennung von Hör-, Seh- und Sprachstörungen kommen. Daran haben sich europäische wissenschaftliche Gesellschaften von Audiologen, Phoniatern und Sprachtherapeuten sowie eine Expertengruppe auf dem Gebiet der Augenheilkunde beteiligt. Die Konsense wurden von Vertretern aller EU-Mitgliedsstaaten in Warschau unterzeichnet. Nach der Genehmigung und Unterstützung vom Gesundheitsminister wurde die Initiative durch das EU-Parlament in Form der Schlussfolgerung „Council Conclusions on Early Detection and Treatment of Communication Disorders in Children, Including the use of E-Health Tools and Innovative Solutions” abgeschlossen. Sie wurde zu einem internationalen Vorhaben, im Rahmen dessen die europäische Mission auf wissenschaftlichen Foren auf allen Kontinenten präsentiert wurde. Der Verfasser des vorliegenden Vortrags ist Leiter einer internationalen Gruppe, die mit der Umsetzung des bewährten Screeningmodells in fast zwanzig Ländern begann: In Süd- und Osteuropa, Mittelasien und Westsibirien, Mittel- und Westafrika, Mittel- und Ostafrika und Südamerika. So trug die zunächst polnische und dann europäische Mission zur Förderung von Leistungen der polnischen Wissenschaft und Medizin auf breiter internationaler Ebene bei. Das ermöglichte der polnischen Initiativgruppe, ihre medizinische Mission umzusetzen und zugleich verschiedene Formen der Kooperation mit polnischen diplomatischen Vertretungen und polnischen katholischen Missionen zu fördern und zu präsentieren. Am spürbarsten war es in einigen afrikanischen Ländern, wo die Bedingungen der Umsetzung der allgemeinen Screeningprogramme besonders schwierig waren. Die polnischen einschlägigen Leistungen haben eine konkrete wissenschaftliche, klinische, didaktische und organisatorische Bedeutung. Zugleich werden dadurch Möglichkeiten der modernen Telemedizin präsentiert, deren Rolle bei der Umsetzung jeglicher prophylaktischen Programme verifiziert und sehr gut dokumentiert werden konnte. Die groß angelegten internationalen Maßnahmen zeigten die modernen Möglichkeiten der Gewinnung der sog. harten Beweise, die für die Gestaltung der Gesundheitspolitik in diesem Bereich nicht nur in den einzelnen Ländern auf vier Kontinenten, sondern auch in der Europäischen Union unentbehrlich sind.
Kommentar von Red. Justyna Wojteczek von der Polnischen Presseagentur: In unserer Gesellschaft geistert weiterhin die Meinung herum, dass der Screeningbefund ein Urteil ist, weshalb es besser ist, sich nicht untersuchen zu lassen und nicht zu wissen. Es ist sehr schade, denn die Früherkennung einer Krankheit steigert Heilchancen, was dem Kind bei Hörschäden die Möglichkeit einer normalen Entwicklung sichert.
Anschließend finden Sie gewählte Themen aus anderen medizinischen Bereichen, die während der Konferenz im Senat der Republik Polen präsentiert wurden.
Dr. Ing. Liliana Stolarczyk, Labor für Dosimetrie und Qualitätskontrolle im Zyklotronen Zentrum Bronowice, Institut für Kernphysik der Polnischen Akademie der Wissenschaften , gewählt von Prof. Marek Jeżabek, Leiter des Institutes für Kernphysik der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Protonentherapie mit dem Scanning-Bündel – eine neue Technologie zur Behandlung onkologischer Patienten
Die Protontherapie mit dem Scanning-Bündel bildet eine neue Technologie, die eine präzise Bestrahlung von Tumoren bei möglichst reduzierter Exposition des gesunden Gewebes ermöglicht, was bei der Behandlung von Kindern von besonderer Bedeutung ist. Im Zyklotronen Zentrum Bronowice in Krakau als einem der ersten Zentren in Europa wurden zwei moderne Stationen in Betrieb genommen, wo seit 2016 eine regelmäßige Bestrahlung von Patienten stattfindet. Die fortgeschrittene Therapie bedarf einer engen Zusammenarbeit von Ärzten und Physikern und bildet ein ausgezeichnetes Beispiel für innovative Lösungen im Gesundheitswesen.
Kommentar von Red. Juliusz Bolek vom Magazin „Polska the Times”: Tumorerkrankungen stellen eins der größten Probleme der modernen Gesellschaften dar. Protontherapeutische Lösungen lassen deutlich präziser und somit wirksamer gegen die Krankheiten vorgehen.
Dr. med. Bartłomiej Matejko, gewählt von Prof. Tomasz Klupa, Leiter des Labors der Fortgeschrittenen Diabetologischen Technologien des Lehrstuhls für Metabolische Krankheiten des Collegium Medicum der Jagiellonenuniversität
Moderne individuelle Insulinpumpen und Systeme zur Dauerüberwachung des Glucosespiegels im Blut: Gegenwart und Perspektiven der Behandlung von Diabetes-Patienten
Die Diabetes-Behandlung mit einer individuellen Insulinpumpe garantiert im Vergleich mit anderen Modellen der Insulintherapie einen deutlich physiologischeren Rhythmus der Insulingabe und eine präzisere Dosierung des Hormons sowohl zwischen Mahlzeiten als auch im Zusammenhang mit einer Mahlzeit.
Moderne Insulinpumpen lassen den Pumpenbetrieb vorübergehend unterbrechen, die Infusion vorübergehend modifizieren, und bieten Instrumente, die die Schätzung der Insulindosis erleichtern, die der jeweilige Patient zu einem gewissen Zeitpunkt braucht.
Kommentar von Red. Jadwiga Kamińska vom Journalistenclub für Gesundheitsförderung: Präzise Insulinpumpen stellen eine große Hoffnung für Patienten dar. Viele von ihnen warten ungeduldig auf diese „künstliche Bauchspeicheldrüse“:
Dr. med. Maciej Krasnodębski, gewählt von Prof. Marek Krawczyk vom Lehrstuhl und Klinikum für Allgemeine, Transplantologische und Leberchirurgie der Medizinischen Universität Warschau
Innovationen in der Transplantologie – Anwendung von Apparaten zur Leberperfusion
Die Lebertransplantation ist die einzige wirksame Behandlungsmethode bei Patienten mit Leberversagen bzw. akuter Leberinsuffizienz und einem Teil von Patienten mit Lebertumoren. Leider steigt die Anzahl von Personen, die auf eine Transplantation warten, schneller als die Anzahl der Spender. Das Problem bildet nicht nur das Fehlen von Organen, sondern auch ihre Qualität, die durch den Zustand des Spenders vor der Organentnahme und die kalte Ischämiezeit (Zeit von der Organentnahme bis zur Reperfusion nach der Wiederherstellung von Gefäßverbindungen) stark beeinflusst wird. Der Apparat zur Leberperfusion, der den Fluss des sauerstoffhaltiges Bluts durch das entnommene Organ ermöglicht, stellt eine innovative Technologie dar, die seit kurzem unter klinischen Bedingungen zur Verfügung steht. Durch die Perfusion haben die bei Spendern mit hohem Risiko entnommenen Organe eine deutlich bessere Qualität. Zugang zu einer perfundierten Leber schafft auch einmalige Bedingungen für Forschungen.
Kommentar von Red. Juliusz Bolek vom Magazin „Polska the Times”: Ein Arzt, der eine Leber transplantiert, ist ein Held; damit es aber zur Transplantation kommen kann, ist ein Gerät notwendig, das dazu beiträgt, dass möglichst viele Patienten Chance auf eine Transplantation haben. Deshalb bildet der Apparat zur Leberperfusion einen Erfolg der polnischen Transplantologie.
Dipl.-Med. Mateusz Szewczyk, gewählt von Prof. Wojciech Golusiński, Leiter des Klinikums für Kopf-, Halschirurgie und HNO-Onkologie der Medizinischen Karol-Marcinkowski-Universität Posen, Großpolnisches Zentrum für Onkologie
Roboterchirurgie in der Onkologie
Komplikationen und nicht befriedigende Therapieergebnisse bei operativer Behandlung und Strahlentherapie im Kopf- und Halsbereich haben dazu beigetragen, dass der geltende Behandlungsstandard bei Kopf- und Halstumoren in Frage gestellt wurde. In Folge kam es zur Entwicklung minimalinvasiver Techniken, die den Lebenskomfort von Patienten steigerten und zur Besserung der Ergebnisse der onkologischen Behandlung beitrugen. Die transorale Roboterchirurgie ist die modernste Methode der chirurgischen Behandlung im Kopf- und Halsbereich, die den Chirurgen einen sehr guten Einblick in das OP-Feld schafft. Frühe Berichte über Therapieergebnisse bei Patienten nach operativer onkologischer Behandlung unter Einsatz von Robotertechniken sind vielversprechend: Es wird über 5-Jahres-Überlebensraten von 80-90% berichtet.
Kommentar von Red. Henryk Szrubarz vom Polnischen Rundfunkt Programm 1: Der Einsatz von Robotern in der Chirurgie ist künftig unvermeidlich. Polen steht leider erst am Anfang des Weges und Roboteroperationen haben hier zunächst nur den Charakter eines therapeutischen Experiments. Wir können nur an Entscheidungsträger appellieren, damit diese solche Eingriffe zu therapeutischen Standardprozeduren machen.
Dr. habil. med. Maksymilian P. Opolski, gewählt von Prof. Henryk Skarżyński, Vorsitzendem des Komitees der Klinischen Wissenschaften der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Anwendung der erweiterten Realität in der Planung von Eingriffen der Interventionskardiologie
Innovative Lösungen im Bereich der Bildgebung und EDV sollen die Durchführung interventionskardiologischer Eingriffe straffer gestalten lassen. Vorteile der erweiterten Realität sind: Verbindung der realen und der durch den Computer generierten Welt, insbesondere Darbietung von routinemäßig nicht zugänglichen Bilddaten in Bezug auf Struktur und Funktion innerer Organe, interaktive und leicht bedienbare Arbeitsumgebung sowie Vieldimensionalität und Transparenz der generierten Bilddaten. 2015 führte der Autor der Vortrags den weltweit ersten Eingriff der transkutanen Wiederherstellung der Durchgängigkeit einer Koronararterie nach Verschluss aufgrund eines dreidimensionalen tomographischen Bildes durch, das am Display einer AR-Brille angezeigt wurde. Es scheint, dass die erweiterte Realität in der nahen Zukunft auch kardiologische Eingriffe revolutionieren kann (insbesondere bei Transkatheter-Aortenklappen-Implantationen, Vorhofohrverschluss, perkutaner Koronarangioplastie bei chronischem Koronararterienverschluss oder perkutanen strukturellen Eingriffen bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern) und sowohl zur Verkürzung ihrer Dauer als auch zur Steigerung des Sicherheitsgefühls und des Komforts bei Patienten beiträgt.
Kommentar von Red. Roszad Golański vom Fachmagazin „Gazeta Lekarska”: Die präsentierte moderne Technologie bietet zwei Gruppen von Patienten gleiche Chancen: Personen mit Indikationsstellung für Transkatheter-Aortenklappen-Implantationen (meistens sind das Personen nach dem 80. Lebensjahr) und KHK-Patienten, bei denen herkömmliche invasive Methoden versagen. Daher soll sie in Polen verbreitet werden.
Dipl.-Med. Anna Byszewska, gewählt von Prof. Zofia Wańkowicz, Vorsteherin des Programmrates des Doktorstudiums des Medizinischen Militärinstitutes
Moderne Trends in der Glaukomdiagnostik und -chirurgie auf der Grundlage der Erfahrungen des Klinikums
Das Glaukom betrifft bis 2 Proz. unserer Bevölkerung, was bedeutet, dass ca. 60-70 Mio. Personen weltweit an Glaukom erkranken. Die Krankheit besteht in der fortschreitenden Einschränkung des peripheren Gesichtsfeldes bis zur vollständigen Erblindung. Alle verfügbaren Behandlungsmethoden stützen sich auf Reduzierung des Augeninnendrucks. Eine der modernsten Therapiemethoden bildet die Implantation verschiedener Mikroimplantate. Es ist ein minimalinvasives und sehr sicheres Verfahren, das die Dauer des Eingriffs deutlich reduziert.
Kommentar von Red. Dariusz Dewill von TVP3: Die Anwendung von Mikroimplantaten ist am wirksamsten bei Patienten, die sich noch im Frühstadium der Krankheit befinden. Es ist somit sehr wichtig, dass die Hausärzte diese Erkrankung früh erkennen und den Patienten entsprechend weiterleiten.