147. Konferenz der American Otological Society in Las Vegas

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147. Konferenz der American Otological Society in Las Vegas

Die American Otological Society ist die älteste otologische Gesellschaft in den Vereinigten Staaten. Sie hat eine bereits 150-jährige Geschichte: Das Gründungstreffen der Gesellschaft fand am 22. Juli 1868 in Ocean House, Newport statt. 9 Mitglieder der vorher gegründeten American Ophthalmological Society (Amerikanische Ophthalmologische Gesellschaft) beschlossen damals, eine Gruppe zu gründen, die sich auf Probleme des Hörorgans konzentrieren sollte. Seit jener Zeit veranstaltet die American Otological Society jährlich wissenschaftliche Treffen.

In diesem Jahr, auf der bereits 147. Konferenz der AOS war das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs von Prof. Henryk Skarżyński und seinem Team vertreten. Vor zwei Jahren, auf der AOS Konferenz in San Diego wurde Prof. Skarżyński feierlich zum korrespondierenden Mitglied der Gesellschaft berufen. Er ist der erste Pole und einer der unter zwanzig Ausländer in diesem Elitekreis. Während einer der Sessionen, auf der ausschließlich vorher nicht präsentierten und publizierten Originalarbeiten vorgetragen wurden, konnten sich die Teilnehmer der AOS Konferenz mit Ergebnissen von Studien vertraut machen, die in Bezug auf Möglichkeiten der Implantation von Hörimplantaten in das Mittelohr im Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs durchgeführt wurden. Tiefe Schallleitungs-Schallempfindungsschwerhörigkeiten stellen ein großes Problem für die moderne Audiologie und Ohrchirurgie dar. In vielen Fällen liefern die verfügbaren Behandlungsmethoden keine befriedigenden Ergebnisse. Es passiert manchmal, dass sowohl chirurgische, als auch nicht invasiven Methoden nicht genügen oder nicht eingesetzt werden können. Wie aus den im Institut durchgeführten Studien hervorgeht, kann das neue Modell des Cochlea-Implantates CODACS perspektivisch eine wirksame Alternative für die allgemein eingesetzten Lösungen bei der Behandlung des Mischtyps der Schwerhörigkeit werden. Das Team des Institutes stellte audiologische Ergebnisse von fünf Patienten mit tiefer Schallleitungs-Schallempfindungsschwerhörigkeit dar; es ist ein Teil der weltweit ersten 20-köpfigen Gruppe, die eine Chance für eine solche Therapie erhalten hat. Es wurden auch Ergebnisse im Rahmen einer multizentrischen klinischen Studie dargestellt, die eine 6-monatige Beobachtung von Patienten und Fernergebnisse nach 18 Monaten nach der Implantation des CODACS Systems voraussetzt. Die audiologische Auswertung umfasste Impendanz- und Tonaudiometrie sowie Einsilbertests bei Lärm und Stille sowie adaptive Satztests bei Lärm. Die Tests wurden zusätzlich um die Lautstärkenskalierung im freien Feld unter Anwendung von Schmalbandstimuli mit vorgegebener Frequenz und Amplitude erweitert und in einer 50-Punkte-Lautstärkeskala bewertet. Bei allen Patienten trat eine Hörverbesserung ein. Bei vier von fünf Personen wurde eine deutliche Verbesserung des Sprachverstehens bei Stille und der Sprachwahrnehmungsschwelle bei Lärm im Vergleich zu Ergebnissen vor der Operation bei der Anwendung der herkömmlichen Hörgeräte beobachtet. Die ermittelten Resultate lassen feststellen, dass das neue implantierbare System CODACS eine Alternative für andere Methoden der Behandlung der tiefen Schallleitungs-Schallempfindungsschwerhörigkeit sein kann.

Die zweite von Dr. med. Piotr H. Skarżyński während der AOS Konferenz präsentierte Arbeit behandelte die diskutierte Frage des Einflusses der Hörmüdigkeit auf das zentrale und periphere Nervensystem, insbesondere auf die Hörrinde und die niedrigeren Ebenen des Hörganges. An der besprochenen Studie nahmen 10 erwachsene, normal hörende Personen teil. Im ersten Schritt zeichnete man die Aktivität des Gehirns der untersuchten Personen mit der 3 Tesla Resonanztomographie (fMRT) auf; die Personen wurden mit Schmalbandtönen mit Mittelfrequenzen von 1000 Hz und 4000 Hz stimuliert. Bei der Untersuchung des Effektes der Hörmüdigkeit wurden die Freiwilligen 15 Min. lang einem Lärm von 95 dB SPL ausgesetzt. Danach wurde die Stimulation wiederholt. Die funktionelle Untersuchung (fMRT) wurde nach dem SPARSE Schema (sparse aquisition paradigm), d.h. unter Anwendung der verspäteten Bildaufzeichnung durchgeführt.

Infolge der Hörbelastung wurde eine reduzierte hämodynamische Aktivität im Thalamus beobachtet. Es wurden auch Effekte der Hörbelastung in der Hörrinde festgestellt, die jedoch nicht statistisch relevant war. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Studie nachwies, dass der Effekt der Hörbelastung vor allem im Thalamus zu sehen ist. Der Bereich ist für die Erstbeurteilung von Sinnesstimuli verantwortlich, und kann somit andere Hirnfunktionen beeinflussen. Traditionell nehmen alle für das jährliche Treffen der American Otological Society gemeldeten Arbeiten an einem Wettbewerb teil. Die Wettbewerbskommission besteht aus dem AOS “Board”, dem Präsidenten der AOS und Personen, die vorher die Funktion ausgeübt haben. Dieser respektable Kreis zeichnete die Arbeit von Dr. med. Piotr H. Skarżyński und seinen Mitarbeitern mit dem 3. Platz im Wettbewerb aus. Betonenswert ist es, dass das die einzige so ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit ist, deren Autoren nicht aus den Vereinigten Staaten stammen.