Welthörtag 2022

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Welthörtag 2022

Welthörtag 2022

Am 3. März jedes Jahres wird der Welthörtag gefeiert, der durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) initiiert wurde. Sein Zweck ist es, das Bewusstsein für die Vorbeugung der Taubheit und des Hörverlust zu steigern und Hörprophylaxe auf der ganzen Welt zu fördern. Die wichtigsten Feierlichkeiten finden jährlich im Hauptsitz der WHO in Genf statt. In den letzten Jahren schließen sich immer mehr Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen dem Welthörtag an, indem sie eine Reihe von Aktivitäten und Veranstaltungen in ihren Ländern veranstalten. Denn der nicht behandelte Hörverlust bildet die Hauptursache der Morbidität und generiert weltweit Kosten in Höhe von 750 Milliarden Dollar jährlich.

Die diesjährige Ausgabe findet unter dem Motto „Wollen Sie Ihr ganzes Leben hören? Sorgen Sie für Ihr Gehör“ und wird groß angelegt, denn es wird geschätzt, dass über 1 Mrd. Menschen verschiedene Hörstörungen haben, die die Alltagskommunikation beeinflussen. Die überwiegende Mehrheit von ihnen lebt in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, in denen der Zugang zu unentbehrlichen medizinischen Leistungen nicht sichergestellt ist. Aus den Angaben der WHO ist auch ersichtlich, dass 83% Personen weltweit, die Hörgeräte verwenden sollen, diese nicht tragen. Wenn keine wirksamen Maßnahmen im Bereich der Prophylaxe und Behandlung getroffen werden, steigt die Anzahl von Personen nur mit schweren Hörschäden bis 2050 bis auf mehr als 900 Millionen.

Am Welthörtag 2022 konzentriert sich die WHO auf die Art und Weise der Steigerung des Bewusstseins eines sicheren Hörens als Methode der lebenslangen Erhaltung des guten Gehörs. Denn man kann vielen der häufigsten Ursachen für Hörverlust, einschließlich Hörverlust durch Exposition für laute Geräusche, vorbeugen und das Risiko eines lärmbedingten Hörverlusts durch sicheres Hören minimieren.

Im Jahr 2021 veröffentlichte die WHO den Internationalen Hörbericht, der auf eine wachsende Anzahl von Menschen hinweist, die mit Hörverlust leben und durch Hörverlust bedroht sind. Prof. Henryk Skarżyński, Leiter des Institutes für Physiologie und Pathologie des Gehörs bemerkt, dass die Zahlen im Zusammenhang mit der zunehmenden Gehörschäden nach Covid-19 deutlich höher ausfallen können.

– Die Situation ändert sich in den 2 letzten Jahren sehr dynamisch – wie Prof. H. Skarżyński betont. – Am Anfang der Pandemie waren die Hörstörungen ähnlich wie bei anderen Patienten, die Infektionen der oberen Atemwege hatten. Veränderungen auf der Oberfläche der Schleimhaut in der Nase, im Nasopharynx, in den Eustachiröhren sowie exsudative Veränderungen im Mittelohr verursachten eine fortschreitende Schwerhörigkeit, die eine Folge der Schwellung und Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr darstellte. Mit der Rückbildung der infektiösen Veränderungen in der Nase, den Nasennebenhöhlen bildeten sich aber die Veränderungen in den Ohren und die Schwerhörigkeit zurück. Es war am meisten bei Kindern erkennbar, die bereits früher oft erkrankten und die weiteren Hals- bzw. Naseninfektionen durchmachten. Im vorigen Jahr stellten wir jedoch eine weitere beunruhigende Erscheinung als Folge der Covid-19-Infektion sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen fest. Es betraf mono- wie binaurale Hörstörungen, die die Folge einer Dauerbeschädigung der Innenohrfunktionen bildete. In solchen Fällen trat sogar ein ein- bzw. beidseitiger Hörverlust auf, der einer operativen Behandlung bedurfte – fügt Prof. H. Skarżyński hinzu.

Positiv ist aber die Tatsache, dass die Polen die weltweit ersten bzw. einige von den weltweit ersten sind, die Zugang zu den modernsten medizinischen Technologien und klinischen Prozeduren haben. Die Experten vom Weltzentrum können fast jedem aus der Welt der Stille, Einsamkeit, Isolierung helfen. Im Weltzentrum für Gehör führen wir seit knapp 20 Jahren täglich die weltweit meisten gehörverbessernden Operationen durch. Im vorigen Jahr wurden hier auch die weltweit meisten Operationen der Implantation von Hörimplantaten bei Patienten mit verschiedenen Taubheitstypen durchgeführt.

– Es ist ein großes Anliegen für mich, dass gehörlose und schwerhörige Personen sozial aktiv werden können. Und dass diejenigen, die taub geboren wurden, ihr Gehör, ihre Muttersprache und Fremdsprachen sowie andere, z.B. künstlerische Fähigkeiten entwickeln können – wie Prof. Henryk Skarżyński sagt. – Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass eine außergewöhnliche Filmpremiere am 3. März, also genau am Welthörtag stattfindet. Wir laden Zuschauer aus ganz Polen ins Kino für den Film „Sonata“ ein, über den wir die ehrenamtliche Schirmherrschaft übernehmen. Es ist eine wahre Geschichte meines Patienten und zugleich eines einmaligen Musikers, Grzegorz Płonka aus Murzasichle. Der Film zeigt einen erstaunlichen, auf Fakten basierten und sehr bewegenden Weg zum Erzielen des scheinbar Unmöglichen durch einen jungen Menschen.

Die Geschichte fand in der Wirklichkeit statt. Grzegorz Płonka (Michał Sikorski) konnte nach Jahren des Lebens in kompletter Stille dank der Determiniertheit seiner Eltern (Małgorzata Foremniak, Łukasz Simlat), Unterstützung einer Gruppe guter Menschen und der Implantation eines Cochlea-Implantates am Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs von Prof. Henryk Skarżyński (Jerzy Stuhr) sein Gehör zurückerlangen und sich den größten Traum seines Lebens erfüllen – Beethovens „Mondscheinsonate“ spielen. Der Film, der das abendfüllende Spielfilmdebüt des Regisseurs Bartosz Blaschke darstellt, gewann auf dem 46. Gdingener Filmfestival den Publikumspreis und einen Individualpreis für Michał Sikorski für sein professionelles Schauspieldebüt.

Grzegorz Płonka ist seit 2007 Patient des Weltzentrums für Gehör am Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs. Viele Jahre lang wurde er falsch diagnostiziert. Erst im Alter von 13 Jahren wurde bei ihm eine hochgradige sensorineurale Schwerhörigkeit festgestellt. Früher wurde bei ihm Autismus und tiefe geistige Behinderung vermutet. “Nachdem das Implantat bei mir eingepflanzt worden war, kam etwas, was ich nicht erwartet hatte – ich hörte die Vögel singen. Und ich wollte ihnen die ganze Zeit zuhören” – wie sich Grzegorz erinnert. – „Nach der Implantation hat sich alles geändert, alles war neu. Ich begann zu hören, mit Klängen zu spielen und ich verliebte mich einfach in die Musik. Dank dem Implantat kann ich heute das ganze Orchester, Flöten, hohe Töne hören.” Durch seine schwere Arbeit beherrschte er die Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven. Er wurde 2015 Preisträger im 1. Internationalen Musikfestival “Schneckenrhythmen” für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Hörstörungen. Grzegorz gelang es, die Musikschule der 1. Stufe, EDV-Kurse abzuschließen, eine eigene CD aufzunehmen und seinen eigenen YouTube-Kanal zu führen. Er interessiert sich für Fotografie, fotografiert Pflanzen und Berge. Selbst lernte er Klavier stimmen. Für Prof. Henryk Skarżyński und sein Team bleibt er aber vor allem Botschafter dessen, was dank dem Fortschritt in der Wissenschaft und Medizin im Bereich der Behandlung von Hörstörungen erzielt werden kann.

Im Jahre 2017 haben Barbara Kaczyńska, Prof. Henryk Skarżyński und das Team des Institutes einen Grzegorz Płonka gewidmeten Dokumentarfilm mit dem Titel „Meine Mondscheinsonate“ gedreht, der auf dem Dokumentarfilmfestival NURT in Kielce mit dem jährlichen Sonderpreis des Rundfunks Kielce „für die Kunst des Tons in dokumentarischer Form“ ausgezeichnet wurde. Die künstlerischen Leistungen der Patienten von Prof. Henryk Skarżyński wurden im Musical „Unterbrochene Stille“ präsentiert, dessen Libretto vom Professor geschrieben wurde. Die Regie führte hier Michał Znaniecki, die Musik wurde von Prof. Krzesimir Dębski geschrieben. Das Stück wurde 2019 in Warschauer Kammeroper aufgeführt. Auf viele Leistungen der Patienten knüpft Prof. Henryk Skarżyński in seinem vor einem Jahr publizierten Filmroman „Rückkehr von Beethoven“ an.