Im neuen Schuljahr startet das Programm des Hörscreenings bei Kindern aus Grundschulen in Dorfgemeinden. Es umfasst über 140.000 Schüller, vor allem Erstklassler. Künftig planen wir die Gründung eines weltweit ersten Netzes für Telediagnostik und -rehabilitation, wie Prof. Henryk Skarżyński am 19. August 2015 auf der Pressekonferenz im Pressezentrum der Polnischen Presseagentur ankündigte.
Das neue Programm des Hörscreenings wird in zwei Schritten umgesetzt: Zuerst in acht Woiwodschaften Ostpolens, dann ich acht Woiwodschaften Westpolens. Zu den Partnern des Programms gehören der Beitragsfonds der Sozialversicherung der Landwirte, die Kasse der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung, das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs und der Verein der Freunde Gehörloser und Schwerhöriger Personen “Der-Mensch-dem-Menschen”. Die ehrenamtliche Schirmherrschaft über das Programm übernahm der Minister für Landwirtschaft und Dorfentwicklung, Marek Sawicki. Die wissenschaftliche Schirmherrschaft übernahm das Komitee für Klinische Wissenschaften der Polnischen Akademie der Wissenschaften.
– Das Ziel des Programms bildet die Früherkennung von Hörstörungen bei Kindern, die mit der Schulbildung beginnen. Je früher sie diagnostiziert werden, desto größere Chancen auf effektive Behandlung und Rehabilitation haben sie. – wie Prof. Henryk Skarżyński auf der Konferenz sagte. – Dadurch haben die Kinder, deren Hörschaden das Lernen erschweren kann (das Kind hört nicht gut das, was der Lehrer sagt, insbesondere wenn es in der letzten Bank sitzt), die Möglichkeit, sich genauso wie ihre normal hörenden Kollegen zu entwickeln und in der Schule erfolgreich zu werden. – fügte Prof. Skarżyński hinzu.
– Vorsorgen ist besser als heilen – sagte Władysław Kosiniak-Kamysz, Minister für Arbeit und Sozialpolitik auf der Konferenz. – Das Hörscreening fügt sich ausgezeichnet in diesen Trend ein. Jeder einzelne Zloty, der für die Prophylaxe ausgegeben wird, bedeutet Ersparnisse im Bereich der Wiederherstellungsmedizin. Es ist eine Investition in die Gesundheit und keine reine Ausgabe. Durch die Aktion können wir das Leben schwerhöriger Kinder ändern, sie besser auf berufliche Aktivität vorbereiten, was den ersten Schritt zur Seniorenpolitik bildet. Heutzutage legen wir Wert nicht nur auf eine höhere Lebenserwartung, sondern auch auf eine höhere Lebensqualität. Die Lebensqualität von Personen, bei denen Hörschäden früh erkannt und dann entsprechend behandelt werden, ist bestimmt höher. Nach dem Hörscreening bei Kindern soll ein weiterer Schritt gemacht werden: Wir müssen Personen aus Altersgruppen untersuchen, denen Hörschäden aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit besonders drohen (z.B. Feuerwehrleute). Es wäre auch gut, ältere Personen zu erreichen, denn sie sind sich oft dessen nicht bewusst, dass sie immer schwächer hören und wie sich ihr Leben durch die Verwendung eines Hörgeräts ändern kann. Bei Senioren kann eine solche Untersuchung eine Rückkehr zur Normalität bedeuten. Die Vorsorgeuntersuchungen, die alle Altersgruppen, von Kindern bis Senioren umfassen, passen sich sehr gut in eine kohärente Familien- und Sozialpolitik ein. – fügte der Minister Kosiniak-Kamysz hinzu.
Das Programm bildet eine Fortsetzung des Hörscreenings bei Kindern im frühen Schulalter aus Dorfgebieten, das in den Jahren 2008, 2010 und 2011 durch das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs umgesetzt wurde. Insgesamt wurden dabei 350.000 Kinder untersucht. Aus den durch das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs gesammelten Daten geht hervor, dass jedes fünfte Kind Hörstörungen haben kann, die seine normale Entwicklung stören und das Lernen erschweren.
– Manche Kinder hatten sogar solche Hörschäden, die für Personen im hohen Alter typisch sind – wie Prof. Krzysztof Kochanek, wissenschaftlicher Sekretär des Institutes sagte. – Statistisch gesehen erzielen Kinder mit einer erheblichen Schwerhörigkeit dreimal schlechtere Leistungen in der Schule als normal hörende Gleichaltrige – fügte Prof. Kochanek hinzu.
60 Prozent der Eltern der Schüler, bei denen Schwerhörigkeit diagnostiziert wurde, vermuteten nicht einmal, dass die Kinder Probleme mit dem Hören haben. Wäre das Hörscreening in den Schulen nicht durchgeführt worden, so wären die meisten schwerhörigen Kinder nicht zu einer Höruntersuchung gegangen. Zumal der Zugang zu Spezialisten an kleinen Orten noch schwieriger ist als in großen Städten.
– Das Hörscreening ist für die meisten Kinder aus Dorfgebieten die einzige Chance für eine Früherkennung des Hörschadens. Unser Programm bietet die Möglichkeit, die Schulmedizin wiederherzustellen – wie Prof. Henryk Skarżyński sagte.
– Ein Drittel der Bewohner von Dorfgebieten überschritt noch nicht das 40. Lebensjahr; im Vergleich beträgt diese Kennzahl in der Europäischen Union kaum 8 Prozent. – wie der Minister für Landwirtschaft und Dorfentwicklung, Marek Sawicki sagte. – Die auf dem Lande lebenden Familien sind oft kinderreich, deshalb lohnt es sich, für einen besseren Start der jungen Generation und ihre Gesundheit zu sorgen. Deshalb wollen wir die gesundheitliche Prophylaxe nicht nur um das Hörscreening erweitern, das durch das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs umgesetzt und durch den Beitragsfonds, d.i. mit eigenen Mitteln der Landwirte mitfinanziert wird – fügte der Minister Sawicki hinzu.
Prof. Henryk Skarżyński wies während der Konferenz darauf hin, dass vieljährige Erfahrungen des Institutes im Bereich des Hörscreenings die Grundlage der Erarbeitung des Programms “Chancenausgleich für Kinder mit Kommunikationsstörungen in europäischen Ländern” bildeten, das in die Priorität der polnischen EU-Präsidentschaft im Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes einbezogen wurde. Die Folge dieser Maßnahmen war das Erlassen der Schlussfolgerungen des EU-Rates zur Früherkennung und Behandlung von Kommunikationsstörungen bei Kindern im Dezember 2011 auf der Sitzung des Rates “Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz” (EPSCO). In der Praxis bedeutet das, dass sich andere EU-Länder die in Polen bewährten Lösungen zum Vorbild nahmen.
Wie Prof. Skarżyński betonte, beschränkt sich das Programm des Hörscreenings nicht nur auf die Erkennung von Hörschäden. Ist der Befund auffällig oder unsicher, bleibt das Kind nicht ohne Hilfe; es wird zur weiteren Diagnostik und Behandlung überwiesen. Ein derart groß angelegtes Hörscreening und die Behandlung kleiner Patienten mit Hörstörungen ist dank telemedizinischen Lösungen möglich. Die Ergebnisse des in den Schulen durchgeführten Hörscreenings gehen in das Zentrum in Kajetany ein und werden dort von Spezialisten vom Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs ausgewertet.
– Unter Verwendung der im Institut bereits bewährten telemedizinischen Lösungen kann man das weltweit erste Netz für Telediagnostik und -rehabilitation bilden – wie Prof. Henryk Skarżyński sagte. Die Idee wird vom Vorsteher der Kasse der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung [poln. Abk. KRUS], Artur Brzóska unterstützt.
– Wir wollen die Gründung musterhafter Forschungszentren fördern, die so gelegen sind, dass die Bewohner kleiner Orte einen möglichst einfachen Zugang zu den Zentren haben –wie der Vorsteher Brzóska sagte. Er schlug vor, dass das neue Netz unter Verwendung der lokalen Rehabilitationszentren gebildet wird.
– In Polen werden zu wenige Mittel für Innovationen bestimmt – wie Albert Dziura, Vorsteher des Aufsichtsrates des Beitragsfonds der Sozialversicherung der Landwirte sagte. – Desto mehr freue ich mich, dass wir in Zusammenarbeit mit Fachleuten vom Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs die Chance haben, eine innovative Lösung zu erarbeiten, die dann Kindern hilft. Die Untersuchung, deren Kosten nicht hoch sind (ca. 17 PLN), kann das Schicksal der Kinder ändern, die wegen der nicht rechtzeitig erkannten Hörstörungen z.B. gute Bildungschance verlieren könnten. Als Erwachsene können sie dann arbeiten und brauchen keine Unterstützung von anderen.
Das neue Programm des Hörscreenings bei Kindern aus Dorfgemeinden und die Idee der Gründung des weltweit ersten Netzes für Telediagnostik und -rehabilitation haben auch die Unterstützung des Ministers für Landwirtschaft und Dorfentwicklung, Marek Sawicki und des Ministers für Arbeit und Sozialpolitik, Władysław Kosiniak-Kamysz.