An der ersten Verbindung aus Polen nach Afrika mit Hilfe des Telefitting-Systems beteiligte sich ein interdisziplinäres Team aus Ärzten und Ingenieuren. In Dakar wurde die Beratung vom senegalesischen Facharzt für Audiologie Aissa Diaga Ngom unter Begleitung von polnischen Spezialisten Univ.-Prof. Dr. habil. med. Piotr H. Skarżyński und Dr. rer. medic. Łukasz Bruski durchgeführt. In Polen wurde die Session von Experten vom Weltzentrum für Gehör und Internationalen Hör- und Sprachzentrum Medincus überwacht.
Während des Besuchs der polnischen Delegation in Senegal fanden auch Treffen mit lokalen Spezialisten statt, die es zum Ziel hatten, das Zentrum in Dakar an das weltweit erste Teleaudiologische Netz anzuschließen. Das Teleaudiologische Landesnetz ist ein System, das u.a. Telerehabilitation, Telefitting, Fernbildung, Screeninguntersuchungen, Ferndiagnostik in Europa, Asien und Afrikas umfasst. Es entstand 2009 im Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs und besteht aktuell aus 24 telemedizinischen Arbeitsplätzen. Die Entwicklung von Beziehungen mit Senegal war dank der erneuten Eröffnung der polnischen Botschaft in Dakar und der Niederlassung der Polnischen Investitions- und Handelsagentur möglich.
Das Telefitting lässt Patienten Fernrehabilitation des Gehörs in Anspruch zu nehmen. Sie müssen sich nicht mehr einmal pro einige Monate im Krankenhaus vorstellen. Es genügt, dass sie in ein Zentrum kommen, das näher an ihrem Wohnort gelegen und mit dem Telekonferenzsystem des Klinikums in Kajetany verbunden ist. Jährlich nehmen einige Tausend Patienten die telemedizinischen Lösungen in Anspruch. Dank dem Telefittingsystem unterscheidet sich der Termin grundsätzlich nicht von einem persönlichen Besuch beim Arzt, nur der Patient und der Arzt sehen einander auf dem Bildschirm. Die Nutzung der besten, jahrelang geprüften Methoden der Fernanpassung und -rehabilitation bringt konkrete finanzielle Vorteile: Zeit- und Geldersparnis für Patienten und eine bessere Nutzung der Zeit des medizinischen Personals.
Für die Erzielung der besten Ergebnisse im Bereich der Gehörverbesserung nach der Implantation eines Cochlea-Implantates ist die Sicherstellung einer gut organisierten, langfristigen postoperativen Betreuung für den Patienten notwendig. Die Hörrehabilitation bildet einen langwierigen und aufwändigen Prozess, der viel Engagement, umfassendes Wissen, Erfahrung und Kontinuität voraussetzt. Eine der wichtigsten Aufgaben der Betreuung stellt die optimale Anpassung des Hörimplantates dar. Sie ist unentbehrlich, damit die Töne der Umgebung, darunter die Sprache an den Hörtrakt des Patienten richtig gelangen können.
Spezialisten vom Weltzentrum für Gehör können mit Hilfe des geschulten Personals vom lokalen Zentrum alle notwendigen Untersuchungen, Messungen und medizinischen Beratungen durchführen und der klinische Ingenieur kann von seinem Arbeitsraum in Kajetany die Fernsteuerung des Computers übernehmen und den Sprachprozessor des Patienten auf der Grundlage der ermittelten Werte umprogrammieren. Das Internet lässt Spezialisten vom Zentrum eine Telekonferenz veranstalten, die einen audiovisuellen Kontakt mit dem Patienten und dem Hilfspersonal ermöglicht- Eine Remote-Desktop-Software lässt die Kontrolle über den fernen Computer übernehmen und Messungen bzw. Anpassung durchführen.
Das Telefitting ist sicher, zuverlässig und wird sowohl von Patienten als auch von Spezialisten gut angenommen. Parameter der elektronischen Stimulation beim Telefitting unterscheiden sich nicht von Werten, die man bei einer herkömmlichen Anpassung mit persönlichem Kontakt ermittelt. Das alles trägt dazu bei, dass der Arzt dank dem System ein neues, außergewöhnliches Werkzeug erhält, das das kontrollieren lässt, was für die Behandlung und weitere Rehabilitation des Patienten bereits getan worden ist.
Die Durchführung der Rehabilitation mit dem Telefittingsystem macht ein weiteres, gerade eingeführtes Modell der Zusammenarbeit von Polen mit Afrika aus. Wir versuchen, das Fernberatungssystem auf afrikanischen Märkten zu verbreiten, das wir bereits zusammen mit der Ukraine und mit Kirgisien gestartet haben. Mit Hilfe der Internetverbindung, also ferngesteuert ermöglicht es die Durchführung bestimmter medizinischer Maßnahmen, Prüfung der Geräte und Rehabilitation. Wir möchten auch zusammen übergeordnete Einrichtungen und Niederlassungen mit lokalen Spezialisten gründen, die sich mit uns im Rahmen telemedizinischer Sessionen verbinden und zusammen mit uns die Diagnostik ihrer Patienten durchführen – wie Univ.-Prof. Dr. habil. Med. Piotr H. Skarżyński vom Weltzentrum für Gehör sagt.
Polnische HNO-Fachärzte haben während der bereits langjährigen Zusammenarbeit mit Spezialisten aus afrikanischen Ländern Vorschläge zur gemeinsamen Durchführung von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten erhalten. Es ist gelungen, Hörscreening in Ghana, Kamerun, Marokko, Algerien, Kongo, Tansania, Senegal, Ruanda und an der Elfenbeinküste durchzuführen. Afrikanische Spezialisten kommen nach Polen, um sich mit dem Wissen im Bereich der Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation des Gehörs vertraut zu machen, das die polnischen Schule der HNO-Heilkunde bietet. Sie sind an unseren klinischen Praktiken interessiert, wollen polnische Erfahrungen nutzen.
Die Zusammenarbeit bei der Therapie und Rehabilitation von Patienten bietet auch die Möglichkeit, gewisse Krankheiten in einem so fortgeschrittenen Stadium zu untersuchen, das es dank dem hohen Niveau unserer Medizin in Polen nicht mehr gibt. In Afrika sind das Ausmaß der Probleme und die Herausforderungen anders. Oft wird hingenommen, dass die Schwerhörigkeit einen natürlichen Zustand darstellt und nicht geändert werden kann. Das ständig zunehmende Bewusstsein, dass die Schwerhörigkeit behandelt werden kann, motiviert jedoch dazu, Patienten zu helfen und das Wissen und die Möglichkeiten zu nutzen, die die moderne Medizin und Telemedizin bieten.