Im Bereich der Audiologie und Otologie vollzog sich ein enormer Fortschritt in den letzten Jahren. Chirurgen, die sich auf die Behandlung von Hörproblemen spezialisieren, können heute fast jedem Patienten helfen, unabhängig von der Art und vom Schweregrad der Schwerhörigkeit. Einen Durchbruch in der Therapie von Hörstörungen machte das Programm der Behandlung des partiellen Hörverlustes (Partial Deafness Treatment, PDT) aus, das von Prof. Henryk Skarżyński entwickelt und in die klinische Praxis umgesetzt wurde (zum ersten Mal wurde darüber im Jahr 2000 auf internationalen Konferenzen und Kongressen in Antwerpen [ESPCI] und Berlin [EFAS] berichtet, und die erste Implantation eines Cochlea-Implantates bei partiellem Hörverlust wurde von Prof. Skarżyński 2002 bei einem Erwachsenen und 2004 bei einem Kind vorgenommen). Die PDT-Methode ermöglicht die Indikationsstellung für die Cochlea-Implantation bei Patienten, denen vorher nicht geholfen werden konnte; es handelt sich um Patienten mit hochgradigen Schwerhörigkeiten bzw. Hörverlust im Hochfrequenzbereich und normalem bzw. fast normalem Gehör im Niederfrequenzbereich.
Ohrchirurgen, die ihre Patienten wirksam behandeln wollen, müssen mit den internationalen wissenschaftlichen Publikationen auf dem Laufenden bleiben, sich ständig weiterbilden und an Kursen, Workshops und Konferenzen teilnehmen. Der WAW Workshop in Kajetany ist diesbezüglich einmalig, denn er bietet die Möglichkeit, sich mit der Anwendung von Implantaten bei partiellem Hörverlust “an der Quelle”, d.i. unter der Leitung von Prof. Skarżyński vertraut zu machen. Er erfreut sich daher seit über 10 Jahren eines gleichbleibend großen Interesses von Ärzten aus der ganzen Welt, sowohl aus Zentren, die das Programm der Cochlea-Implantate erst starten, als auch aus Einrichtungen mit erfahrenen Ohrchirurgen, die ihre Qualifikation steigern wollen.
Das wissenschaftliche Programm des 27. WAW Workshops umfasste drei Teile: Theorie, Schauoperationen und Übungen im Labor. Die Vorträge wurden traditionsgemäß von Experten vom Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs und eingeladenen Spezialisten von den weltweit besten Implantatkennern gehalten. Ein solcher spezieller Gast der diesjährigen Ausgabe war Prof. Klaus Böheim vom St. Polten Klinikum der Universität Innsbruck, der eine anerkannte Autorität im Bereich aktiver Mittelohrimplantate ist.
Ein großer Wert wird während des WAW Workshops auf die praktische Schulung gelegt. Auf diesem Gebiet zeichnet sich das Zentrum in Kajetany durch die Möglichkeit der “Live”-Beobachtung von Schauoperationen der Implantation von Hörimplantaten aus, die von Prof. Skarżyński und dem Team des Klinikums für HNO-Chirurgie des Institutes für Physiologie und Pathologie des Gehörs durchgeführt werden. Nur einige wenige Zentren weltweit sind im Stande, eine solche Möglichkeit anzubieten, sowohl aufgrund der technischen als auch der personellen Kapazitäten (das moderne Weltzentrum für Gehör verfügt über Anlagen, die das Bild vom OP-Mikroskop in die Schulungssäle übertragen lassen, sowie über eine einmalige Galerie, die den durchgeführten Operationen beiwohnen lässt). Denn derartige Operationen bilden eine riesige Herausforderung für den Operateur, dessen kleinste Bewegung sehr genau beobachtet und beurteilt wird, sowie für das ganze OP-Team, das seinen größten Professionalismus zeigen muss. Aus diesem Grund bieten andere Teams Schauoperationen nur ungern an. Das Team des Klinikums für HNO-Chirurgie des Institutes, das täglich die weltweit meisten gehörverbessernden Operationen durchführt, lässt seine vieljährige Erfahrung der Herausforderung problemlos gerecht werden.