14th International Conference on Cochlear Implants and Other Implantable Auditory Technologies

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14th International Conference on Cochlear Implants and Other Implantable Auditory Technologies

Die jede zwei Jahre stattfindende Internationale Konferenz über Cochlea-Implantate und andere implantierbare audiologische Technologien stellt eine Reihe wissenschaftlicher Prestigetreffen dar, die nicht nur den Fragen der Hörimplantate, sondern auch der Rehabilitation und Betreuung von Personen mit Hörstörungen gewidmet sind. Das diesjährige Treffen in Toronto wurde durch die Amerikanische Gesellschaft für Cochlea-Implantate (American Cochlear Implant Alliance, ACI) in Zusammenarbeit mit der Universität Toronto veranstaltet.

Das Hauptthema der Konferenz bildete die Anwendung von Hörimplantaten, insbesondere von Cochlea-Implantaten bei einseitigem Hörverlust. Personen mit einseitigem Hörverlust stellen eine neue, relativ große Gruppe von Patienten dar, die noch bis vor kurzem als Kandidaten für die Implantation eines Cochlea-Implantates nicht in Frage kamen. Aktuell gibt es immer mehr Berichte aus verschiedenen Zentren weltweit (hauptsächlich aus Europa, wo die Behandlungsmethode seit einigen Jahren eingesetzt wird), die die Vorteile der Implantation bei dieser Patientengruppe nachweisen, insbesondere bei Patienten mit einseitigem Hörverlust und lässtigem Tinnitus. Der Tinnitus bildet eine zusätzliche Indikation für die Anwendung der elektrischen Stimulation, die – wie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien und klinischen Erfahrungen zeigen – ihre Habituation fördern. In den Vereinigten Staaten wird das Programm der Implantation von Implantaten bei einseitigem Hörverlust erst gestartet, denn die Federal Drug Administration (staatliche Agentur zur Prüfung von Lebens-, Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln und medizinischen Geräten) prüft erst die Prozedur vor deren Zulassung für die klinische Praxis. Die Amerikaner luden deshalb Wissenschaftler aus Europa, darunter aus Polen ein, ihre Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit solchen Hörproblemen mit ihnen zu teilen.

Personen mit einseitigem Hörverlust und Implantat in einem Ohr machen ideale Kandidaten für wissenschaftliche Studien zum Einfluss der elektronischen Stimulation aus. Denn nur solche Personen können das, was sie dank ihrem Implantat hören, mit dem normal funktionierenden Gehör vergleichen. Das bietet eine einmalige Chance der Erweiterung des Wissens um Hörwahrnehmung bei Personen mit Cochlea-Implantaten, was zur Entwicklung neuer, wirksamerer Therapie- und Rehabilitationsmethoden beitragen kann.

Prof. Michael Dorman von der Arizona State University in den USA wies darauf in seinem Vortrag auf Einladung während der Konferenz in Toronto hin. Seine Forschungen unter Beteiligung von Implantatträgern mit einseitigem Hörverlust sollen bei der Erarbeitung von Simulationen helfen, die besser zeigen, wie ein Cochlea-Implantatträger hört. Denn die Ergebnisse seiner Forschungen weisen darauf hin, dass die vorher auf der Grundlage der Kenntnisse über die Funktion des Implantates erarbeiteten verschiedenen Simulationen einer solchen Hörweise (im Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs entstand u.a. die Dissertation von Adam Walkowiak, die der Frage gewidmet ist) nicht ganz der Wirklichkeit entsprechen und die Tonqualität, die das Gerät garantiert, nicht so schlecht ist, wie alle glaubten. Die Studien zur Hörqualität bei Cochlea-Implantatträgern stellen zurzeit eine der wichtigsten Forschungsrichtungen auf diesem Gebiet dar. Es ist eine Neuheit, denn bisher konzentrierte man sich auf Fragen des Sprachverstehens und Methoden zur Verbesserung der Sprachwahrnehmung. Aktuell diskriminieren immer mehr Patienten mit Cochlea-Implantaten die Sprache nicht nur in der Stille, sondern auch im Lärm, deshalb wird ein größerer Wert auf die Verbesserung der “Ästhetik” des wahrgenommenen Tons gelegt. Das hat eine enorme Bedeutung beim Musikhören. Denn die Musikwahrnehmung richtet sich nach anderen Regeln als die Wahrnehmung der Sprache, die sogar dann verständlich bleibt, wenn sie sich unangenehm anhört. Ein Patient, der die Sprache sehr gut diskriminiert, kann Probleme mit der Wahrnehmung der Musik haben, die für ihn nicht schön und unangenehm klingt.

Die Verbesserung des ästhetischen Eindrucks bildet somit eine weitere Barriere, die im Bereich der Cochlea-Implantate überwunden werden muss. Wie kann das erreicht werden? Man kann versuchen, die Konstruktion des Implantates und der Elektrode zu ändern und Techniken ihrer präzisen Implantation in die Cochlea, in einem optimalen Abstand von Neuronen verbessern, man kann die Strategie der Tonkodierung optimieren und nach Möglichkeit einer noch besseren Verbindung des natürlichen Gehörs mit dem elektrischen bei Patienten mit partiellem Hörverlust suchen. Man kann auch spezielle Rehabilitationsprogramme erarbeiten, die die Plastizität des Gehirns nutzen und dadurch zur Steigerung der Qualität der wahrgenommenen Töne beitragen.

Mit Sicherheit ist das Wissen, das sich aus den genannten Studien mit Beteiligung von Personen mit einseitigem Hörverlust ergeben kann, sehr nützlich bei diesen Entwicklungsvorhaben. Sie werden auch im Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs umgesetzt, das eine der weltweit größten Gruppen von Patienten mit normalem Gehör in einem und Implantat in dem anderen Ohr betreut. Auf der Konferenz in Toronto wurden Ergebnisse der bahnbrechenden Forschungen unter Beteiligung der Personen vom Dr. habil. Ing. Artur Lorens vom Labor für Implantate und Hörperzeption dargeboten. Für die Patientengruppe wurde ein spezielles Rehabilitationsprogramm im Institut entwickelt, das von Mag. Dorota Pastuszak präsentiert wurde; in ihrem Vortrag wies sie auf die Notwendigkeit der Modifizierung von Rehabilitationsmaßnahmen hin, die mit den neuen Gruppen von Implantatträgern zusammenhängt.

Eine neue Gruppe bilden auch Personen mit partiellem Hörverlust, die im Frequenzbereich bis 1500 Hz normal hören und bei denen eine elektrische Ergänzung des natürlichen Gehörs angewandt wird.

Darüber sprach in Toronto Prof. Henryk Skarżyński, der bei der Präsentation der erweiterten Indikationen für die Implantation darauf hinwies, dass es dank den von ihm entwickelten atraumatischen Methoden der Implantation der Elektrode in die Cochlea möglich ist, die die vorhandenen Hörreste im Niederfrequenzbereich erhalten lassen. Die Erhaltung des natürlichen Gehörs in diesem Bereich nach Implantation hat eine enorme Bedeutung u.a. für die Musikwahrnehmung.

Der Rolle der Musik in der Therapie von Patienten mit Implantaten wurde auf der Konferenz in Toronto besonders viel Platz gewidmet. Dr. Charles Limb von der University of California präsentierte in seinem Vortrag auf Einladung u.a. ein Projekt zur Erarbeitung von Musik, die an die Perzeptionsmöglichkeiten von Cochlea-Implantatträgern angepasst wäre und Einschränkungen der Tonübertragung durch diese Geräte berücksichtigen würde. Er wies auch auf die individuelle Dimension der Musikwahrnehmung hin und verglich das mit dem Weingenuss: Es gibt Personen, die derart raffinierte Geschmacksfähigkeiten haben, dass sie billigen Wein von hochqualitativem sofort erkennen; es finden sich aber auch solche, für die die beiden Weinsorten gleich schmecken. Ähnlich ist es mit der Musikwahrnehmung.

Die Tatsache, dass nicht alle Patienten nach Implantation mit der Musikwahrnehmung zufrieden sind, ergibt sich nicht ausschließlich aus Einschränkungen der Geräte. Menschen mit musikalischer Ausbildung können sehr hohe Erwartungen in Bezug auf die Tonwahrnehmung haben, denen das Implantat einfach nicht gerecht werden kann.

Die mit ihm übertragene Musik kann ihnen somit keine Freude bereiten. Und anderen, weniger anspruchsvollen Personen doch. In vielen Studien zur Rehabilitation wird jedoch betont, dass das Gehörtraining mit Musik bei Patienten nach Implantation einen günstigen Einfluss auf das Sprachverstehen hat.

Prof. Warren Estabrooks aus Kanada machte auf Fragen der Rehabilitation von Erwachsenen aufmerksam, insbesondere von solchen Patienten, die ihr Hörgerät gegen ein Cochlea-Implantat ersetzten, und Personen mit einseitigem Hörverlust. Er analysierte, welche Rehabilitationsprogramme diesen Patienten in verschiedenen Ländern angeboten werden. Es stellte sich heraus, dass nur wenige Zentren weltweit alle Patienten so betreuen, wie es im Instutut für Physiologie und Pathologie des Gehörs der Fall ist.

Auf der Tagung zur Kinderrehabilitation wurde u.a. über Anwendung der Gebärdensprache als Unterstützung der Entwicklung von Sprachkompetenzen in der lautlichen Sprache diskutiert. In den USA und in Kanada, wo die sprachliche und kulturelle Besonderheit der tauben Menschen stark manifestiert wird, wird darauf gedrungen, dass Personen mit Hörschäden, darunter auch Implantatträger Gebärdensprache beherrschen. Andrea Warner-Czyż von der University of Texas erforschte, ob sie tatsächlich die Rehabilitation von Kindern mit Cochlea-Implantaten fördert. Zwei Jahre lang beobachtete sie eine Gruppe solcher Kinder und stellte eine Verzögerung in der Entwicklung der lautlichen Sprache bei Kindern mit Implantaten fest, die zusätzlich auch Gebärdensprache lernten. Wegen der kurzen Beobachtungszeit dürfen jedoch keine voreiligen Schlüsse daraus gezogen werden. Denn es gibt diesbezüglich eine Regel, die auch normal hörende Kinder in zweisprachigen Familien betrifft: Die Kleinsten, die zwei Sprachen beherrschen, eignen sich am Anfang langsamer Kompetenzen in den beiden Sprachen an. Mit der Zeit entwickeln sie aber ähnliche Sprachfähigkeiten wie ihre Gleichaltrigen.

So kann es auch bei Kindern nach Implantation sein, die gleichzeitig die lautliche und die Gebärdensprache lernen; es sind daher weitere, sorgfältige wissenschaftliche Studien auf diesem Gebiet notwendig.

Mag. Małgorzata Zgoda vom Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs bot in Toronto Ergebnisse einer einmaligen Studie zum Einfluss sozioökonomischer Faktoren auf Schulleistungen bei Kinder nach Implantation dar. Es konnte kein Zusammenhang zwischen der finanziellen Situation und diesen Leistungen festgestellt werden; das Bildungsniveau der Eltern bzw. Aufsichtspersonen hatte jedoch einen relevanten Einfluss: Kinder von Eltern mit schlechterer Ausbildung erzielten schwächere Schulleistungen als Kinder der Mütter und Väter mit besserer Ausbildung.

Das bildet eine enorme Herausforderung für Rehabilitationsspezialisten, die die Eltern oft für passive Beobachter der therapeutischen Maßnahmen erachten und vergessen, dass eine bewusste, geschulte Aufsichtsperson dem Kind die beste Unterstützung bieten kann. Aus diesem Grund kann sich die auditiv-verbale Methode, die auch im Institut eingesetzt wird, als ein sehr wirksames Rehabilitationsverfahren erweisen, in dem der Rolle der Eltern in der Therapie des Kindes mit einem Hörschaden eine große Bedeutung zugeschrieben wird.

Auf der Internationalen Konferenz über Cochlea-Implantate und andere implantierbare audiologische Technologien in Toronto, an der knapp 2.000 Teilnehmer beteiligt waren, wurden über 470 Arbeiten präsentiert. Sie behandelten auch das Thema der Anwendung von Mittelohr-Implantaten.

Das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs setzt als eins der ersten Zentren weltweit die modernsten Typen von Geräten in der klinischen Praxis ein. Die ausgezeichneten Ergebnisse, die im Institut erzielt werden, bot Dr. habil. Piotr H. Skarżyński dar.

Auf der Konferenz in Toronto wurde Polen nur durch ein siebenköpfiges Team aus Fachleuten vom Institut vertreten (Prof. Henryk Skarżyński, Dr. habil. Ing. Artur Lorens, Dr. habil. Piotr H. Skarżyński, Dr. habil. Monika Ołdak, Dr. Ing. Adam Walkowiak, Mag. Małgorzata Zgoda, Mag. Dorota Pastuszak), das eine der weltweit größten Gruppen von Patienten mit verschiedenen Hörstörungen nach Implantation betreut. Die von diesen Personen präsentierten Arbeiten spiegeln die Richtungen der neuesten Forschungen auf dem Gebiet der Hörimplantate wider.