Zu den Ehrenteilnehmern der Konferenz gehörten Prof. Henryk Skarżyński, Dr. habil. med. Piotr Skarżyński, Prof. Gayle E. Woodson (Vereinigte Staaten), Dr. Niels Van Heerbeek (Holland), Dr. Robbins (Vereinigte Staaten). Das Weltzentrum für Gehör wurde überdies von Dipl.-Ing. Adam Piłka, Mag. Marta Zwolińska, Dipl.-Med. Kamila Osińska und Ing. Aymen Mohamed Najjar vertreten.
Die Konferenz wurde aus der Initiative von Dr. Edwin Liyombo, Leiter des Klinikums für HNO-Heilkunde im Muhimbili National Hospital in Dares Salaam und Präsidenten der Tansanischen Gesellschaft für HNO-Heilkunde veranstaltet, einer Organisation, dank der eine immer breitere Gruppe dortiger Ärzte ihr Wissen vertiefen und ihre Qualifikation durch Teilnahme an wissenschaftlichen Konferenzen und Workshops erhöhen kann.
Auf der Konferenz wurden die wichtigsten Themen der HNO-Heilkunde angesprochen. Für eins der interessantesten wurde der partielle Hörverlust erklärt. Über Möglichkeiten ihrer chirurgischen Behandlung mit der Methode der sechs Schritte von Prof. Henryk Skarżyński und Hörergebnisse bei verschiedenen Patientengruppen nach Implantation eines Cochlea-Implantates berichtete Dr. habil. med. Piotr H. Skarżyński in seinem Vortrag. In einer weiteren Präsentation stellte er das Konzept des Hörscreenings mit der Plattform für die Untersuchung der Sinne dar. Dr. habil. Skarżyński berichtete über Ergebnisse einer Studie, die von Experten aus dem Institut in 12 Ländern (in Europa, Asien und Afrika) durchgeführt wurde.
Das Institut für Physiologie und Pathologie des Gehörs ist eins der am höchsten spezialisierten Zentren im Bereich der Cochlea-Implantate. Deshalb hörten die Spezialisten dem Vortrag von Marta Zwolińska und Ing. Aymen Mohamed Najjar aus Tansania zum Thema Teleaudiologie, Telefitting und Fernrehabilitation des Gehörs, die für die Effektivität der Behandlung tiefer Hörschäden entscheidend ist, mit großem Interesse zu. Die innovativen Methoden können auch in Tansania Anwendung finden: Das Internet ist dort zugänglich, und die Datenübertragungsrate steigt systematisch. Durch den Einsatz telemedizinischer Lösungen in Afrika wäre es u.a. möglich, dortige Patienten mit komplizierten HNO-Erkrankungen in Kajetany zu beraten und Fernschulungen für Ärzte im Rahmen der durch das Institut veranstalteten Kurse anzubieten.
Dr. Kamila Osińska vom Institut legte das Problem der perinatalen Ursachen der Schwerhörigkeit in ihrem Vortrag dar. Dem Bericht der Weltgesundheitsorganisation zufolge tritt eine tiefe Schwerhörigkeit bei 1 bis 3 Kindern pro tausend auf. In der Gruppe von Neugeborenen, die in der neonatologischen Station behandelt werden, sind die ernsten Hörschäden häufiger: 2 bis 4 Kinder pro tausend haben sie. Wie es sich aus einer im Institut durchgeführten statistischen Analyse ergibt, bilden Frühgeborene, die zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kamen, die größte Gruppe der Patienten, bei denen Cochlea-Implantate implantiert werden. Zu den häufigsten Risikofaktoren der tiefen Schwerhörigkeit zählen perinatale Asphyxie, ototoxische Medikamente, Beatmungstherapie mit einem Beatmungsgerät, intrauterine Infektionen, Hyperbilirubinämie.
Dr. Osińska wies darauf hin, dass es bei der Qualifikation der jüngsten Patienten für die Implantation eines Cochlea-Implantates höchste Vorsicht geboten ist. Denn die Unreife anderer Systeme kann eine Kontraindikation für einen Eingriff unter Vollnarkose bilden.
Auf dem Kongress der Tansanischen Gesellschaft für HNO-Heilkunde wurden auch die neuesten Leistungen auf dem Gebiet der Behandlung von Hörstörungen mit einem Baha Attract Knochenleitungsgerät präsentiert. Es ist eine wirksame Behandlungsmethode bei Schallleitungsschwerhörigkeit, leichter Schallleitungs-Schallempfindungsschwerhörigkeit und einseitiger Taubheit. Oft bildet es die endgültige Behandlungsmethode bei fortgeschrittenen Veränderungen im Ohr, u.a. bei chronischer Mittelohrentzündung beim Cholesteatom.
Das System garantiert eine sichere Verbesserung des Sprachverstehens, ist leicht in der Anwendung und – wie während einer längeren postoperativen Beobachtung festgestellt werden konnte – lässt Patienten immer bessere Hörergebnisse erreichen. Ergebnisse der Überwachung einer großen Gruppe von Patienten weisen darauf hin, dass das Verfahren eine wirksame Methode der Behandlung von Schwerhörigkeiten bei extrem fortgeschrittenen postinflammatorischen, postoperativen Veränderungen oder angeborenen Mittel- und Innenohrschäden ist.
Die auf dem Kongress in Tansania gehaltenen Vorträge bezogen sich außerdem auf Möglichkeiten der Behandlung von Kopf- und Halstumoren. Ein besonderer Wert wurde auf chirurgische Techniken und Schritte gelegt, die die häufigsten Komplikationen nach onkologischen Operationen vermeiden lassen. Professor Mark Zafereo von der University of Texas beleuchtete die Haupttypen von Erkrankungen der Speicheldrüse und Möglichkeiten der Behandlung des Larynx- und Hypopharynxkarzinoms. Professorin Gayle E. Woodson von der Southern Illinois University School of Medicine in Springfield sprach das Thema einer der häufigsten Komplikationen in der Chirurgie der Schilddrüse an: Stimmbandlähmung, ihre Ursachen und Möglichkeiten der Behandlung.
Während des Aufenthalts in Afrika führte das Team des Weltzentrums für Gehör zwei Tage lang das Hörscreening bei Kindern im Schulalter durch. Dank diesen Untersuchungen kann die Häufigkeit der Schwerhörigkeit in Tansania und Ruanda mit der in anderen afrikanischen, asiatischen und europäischen Ländern verglichen werden. Die Arbeit unserer Spezialisten stoß auf positive Reaktionen bei der lokalen Bevölkerung. Häufig wurde betont, dass die lokalen Fachärzte das Hörscreening durchführen wollten.
Einzelfragen bezogen sich auf angewandte Geräte, Untersuchungstechniken und die einzelnen diagnostischen Schritte in der Erkennung der Schwerhörigkeit und dann in der Therapie.
Das erste Hörscreening wurde in Kigali in Ruanda in zwei von Pallottinerinnen geleiteten Schulen durchgeführt. Es wurden 195 Patienten im Alter zwischen 4 und 20 Jahren untersucht, wobei die meisten Kinder von 6 bis 11 Jahre alt waren. Die Untersuchungen erfolgten unter Anwendung eines Videootoskops, der Reintonaudiometrie, der Plattform für die Untersuchung der Sinne und der otoakustischen Emissionen. Es wurden 40 Proz. auffälliger Befunde (otoakustische Emissionen bzw. Reintonaudiometrie) für mindestens ein Ohr und 44 Proz. auffälliger Befunde der Videootoskopie festgestellt. Die häufigsten Ohrprobleme waren: Zeruminalpfropf, Verwachsungen, Tympanosklerose, Retraktionstaschen und Trommelfellperforationen. Bei einem Patienten wurde beidseitige chronische Mittelohrentzündung mit Eitersekret diagnostiziert, die einer unverzüglichen Behandlung bedurfte.
Das nächste Hörscreening wurde in einer Grundschule in Moshi in Tansania durchgeführt. Es wurden 200 Patienten im Alter zwischen 5 und 11 Jahren untersucht, wobei die meisten Kinder von 6 bis 8 Jahre alt waren. Der Umfang des Screenings war ähnlich wie in Kigali. Es wurden 41 Proz. auffälliger Befunde der Höruntersuchung für mindestens ein Ohr und 59 Proz. auffälliger Befunde der Videootoskopie festgestellt.
Die häufigsten Diagnosen waren: Zeruminalpfropf, Verwachsungen, Tympanosklerose, unterschiedlich fortgeschrittene Atelektasen, sekretorische Mittelohrentzündung, auffällige Anatomie des Mittel- und Innenohrs. Es wurden zwei Fälle einer akuten Mittelohrentzündung diagnostiziert. Bei einem der untersuchten Kinder wurde eine chronische Entzündung festgestellt, weshalb das Kind für die Behandlung in ein lokales Zentrum eingewiesen wurde.
Wie die Spezialisten aus Moshi angeben, stellt eine akute Ohrentzündung eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern in Tansania dar. Das weisen zahlreiche postinflammatorische Veränderungen nach, die in der Videootoskopie beobachtet wurden.
Im Rahmen des Hörscreenings wurden keine akuten Ohrentzündungen bzw. sekretorischen Veränderungen festgestellt, was mit der Jahreszeit zusammenhängt. Die Untersuchungen wurden am Anfang der Regenzeit (“short rains”), d.i. vor der Zeit der größten Häufigkeit der Infektionen der oberen Atemwege durchgeführt.
Die statistische Analyse der Ergebnisse des Hörscreenings in Ruanda und Tansania weist auf relevante Probleme im Bereich der Erkennung und Behandlung der Schwerhörigkeit bei Kindern hin. Die positive Einstellung der lokalen Spezialisten und ein großer Schulungsbedarf in Bezug auf Audiologie und Ohrchirurgie lassen hoffen, dass eine breite und langjährige Zusammenarbeit zwischen Fachleuten aus Kajetany und Afrika aufgenommen werden kann.